Ein gefräßiger Spezialist

Kartoffelkäfer können die gesamte Ernte ruinieren

0 04.10.2024

„Kartoffelferien“: Das hört sich gemütlich an - nach Feuerchen machen und Kartoffeln braten. „Kartoffelferien“ bekamen die Kinder noch vor 70, 80 Jahren, denn im Herbst, wenn die Kartoffeln aus dem Boden mussten, war jede Hand gefragt, damit von den kohlenhydratreichen Wurzelknollen keine verloren ging. Und da mussten auch die Kinder ran und schuften. Schon im Frühjahr hatten die Kinder Bekanntschaft gemacht mit der Feldarbeit und den Kartoffeln. Denn sobald sich die Blätter der Kartoffelpflanze aus dem Boden schieben, finden sich ungebetene Mitesser ein, die sich über das Grün hermachen: Kartoffelkäfer und deren Larven.

Eigentlich ist der Kartoffelkäfer (zu den Blattkäfern gehörend) ein hübscher Gesell. Mit seinen gestreiften Flügeldecken sieht es so aus, als habe er sich gerade mal einen Pyjama angezogen. Doch die Angelegenheit ist ernst. Der Kartoffelkäfer und seine Larven haben nahezu ausschließlich Appetit auf das Nachtschattengewächs, das auch bei uns Menschen so beliebt ist.

Der Kartoffelkäfer stammt aus Nordamerika. Dort lebte er vom Stachel-Nachtschatten und das störte weiter niemanden. Mit zunehmender Besiedlung und stärkerem Anbau der Kartoffel, spezialisierte er sich auf Solanum tuberosum, so der wissenschaftliche Name der tollen Knolle.

Die Nahrungsquelle für Käfer und Mensch sprudelte üppig – dank der Einführung von Monokulturen. Der Käfer vermehrte sich rasch und ging auf Wanderschaft. Den Atlantik erreichte er in den 1870er Jahren. Dort ging er an Bord und setzte mit Dampfern nach Europa über. In Liverpool, Rotterdam und Bordeaux ging er von Bord und trat seinen Siegeszug durch Europa an. - Fortan mussten ab Mai Käfer, deren Eier und Larven per Hand von der Pflanze abgesucht werden, um die Ernte nicht zu gefährden.

Überwinternde Käfer kommen Ende April aus dem Boden gekrabbelt. Sie verlieren keine Zeit, beginnen mit der Paarung und Eiablage und fressen die Pflanze kahl. Das Weibchen legt in Abständen von zwei bis drei Wochen bis zu 250 gelbe Eier an die Unterseite der Kartoffelblätter ab. Bereits eine Woche später schlüpfen die roten Larven, die ebenfalls mit gutem Appetit gesegnet sind. Drei Wochen lang schlagen sie sich den Wanst voll, dreimal häuten sie sich in der Zeit. Zwei Wochen ruhen sie dann als Puppe dicht unter der Erde. Dann ist die nächste Käfergeneration am Start. Der Kartoffelbauer kann also gar nicht anders: Er muss Pflanzenschutz-Mittel einsetzen, um den Kartoffelschädling zu stoppen. Schulkinder stehen für den Einsatz auf dem Acker nämlich heute nicht mehr zur Verfügung. flora

Zum Bild: Das Insektizid „Potasan“ wurde 1948 von Gerhard Schrader bei Bayer entwickelt und zur Bekämpfung von Kartoffelkäfern eingesetzt, später jedoch durch neuere Verbindungen ersetzt. Heute sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind keine Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen. Foto: flora

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