Ein schmackhafter Import aus Japan

Aber Rubus phoenicolasius ist sehr ausbreitungsfreudig

0 19.07.2024

Viele Pflanzenarten, die sehr häufig in unserer Landschaft anzutreffen sind, starteten ihre Karriere in den Gärten von Herrscherhäusern. Von fernen Ländern eingeführt, gefiel es den Besitzern, sich mit exotischen Pflanzen zu schmücken.

Insgesamt 470 eingewanderte Pflanzenarten zählt man in Deutschland. Einigen gefällt es so gut hier, dass sie den Gartenzaun hinter sich lassen und sich in der Natur breit machen. Manche – wie der Japanische Staudenknöterich – gefährden die Artenvielfalt, man nennt sie invasive Neophyten.

Doch hier soll es um einen anderen Import aus Japan gehen: Die Japanische Weinbeere. Sie hat, wie unsere heimischen Himbeeren und Brombeeren, mit denen sie eng verwandt ist, das gleiche erfolgreiche Verbreitungskonzept. Dazu später.

Die Japanische Weinbeere (Rubus phoenicolasius) wird oft auch als Rotborstige Himbeere bezeichnet. Dieser Name spricht das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zu unseren Himbeeren an. Die Japanische Weinbeere ist mit rotbraunen Haaren, einzelnen Stacheln und zahlreichen Drüsenborsten bedeckt.

Das ist sehr praktisch. Das Sekret aus den Borsten und die zahlreichen Haare halten viele Insekten davon ab, der Pflanze zu schaden. Auch die Beerenfrüchte sind geschützt, diese allerdings durch eine klebrige Flüssigkeit. Wer den Beeren zu nahe kommt, bleibt kleben. Das gilt natürlich nicht für uns Menschen, die die reifen Früchte durchaus zu schätzen wissen.

Die Früchte sehen unserer Himbeere sehr ähnlich – sie sind allerdings etwas kleiner – schmecken aber eher nach Weintrauben, was ihr wohl den Namen „Weinbeere“ eingebracht hat.

Der Strauch stammt ursprünglich aus China, Korea und Japan. Er wird zwei bis drei Meter hoch und neigt dazu sich auszubreiten.

Der Strauch schlägt schnell Wurzeln

Wie bei unseren einheimischen Him- und Brombeeren können niederliegende Triebe am Boden Wurzeln schlagen und unabhängige Tochterpflanzen produzieren.

Auch die Samen sorgen für weitere Verbreitung. Und die gibt es auch, wenn Bienen und Schwebfliegen nicht zur Befruchtung der winzigen Blüten aufgelegt sind. Rubus phoeniculasius ist auch selbstbefruchtend.

Man muss den Strauch also im Zaum halten, wenn die Pflanze nicht den ganzen Garten erobern soll.

In gemäßigten Breiten mit milden Wintern ist die Japanische Weinbeere ausgesprochen durchsetzungsstark. In manchen Teilen der Welt gilt sie als eingebürgert. Sie bildet Dickichte und verdrängt heimische Arten. In einigen Staaten der USA sollen Besitz und Verkauf des Strauches gesetzlich verboten sein.

Also: Vielleicht ist es eine Alternative, die Pflanze in einen Kübel zu setzen, um von den schmackhaften, orangefarbenen Beeren (botanisch korrekt: Sammelsteinfrüchte) zu naschen und sich am Anblick zu erfreuen.

Gar nicht so neu

Auch wenn es schon 500 Jahre her ist. Für Neophyten gilt diese Definition: Es sind Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 nach Europa gekommen sind. Etwa die Hälfte aller Neophyten wurde absichtlich importiert. Die meisten davon als Zierpflanzen oder als land- und forstwirtschaftliche Nutzpflanzen wie die Kartoffel, der Mais und die Tomate. Der Rest gelangte als „blinder Passagier“ per Schiff oder Zug unbeabsichtigt zu uns.

Zu den Bildern:

Orangerot und lecker ist die Japanische Weinbeere. Sie hat ber das Potenzial sich auszubreiten. Foto: flora

Blütenstand mit geöffneter Blüte. Foto: flora

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