Vor 100 Jahren: Ein Pfund Kirschen für 30 Pfennige

0 27.06.2024

Was war los in Borbeck und Essen vor 100 Jahren? borbeck.de bringt in loser Folge Kurznachrichten aus der Zeit vor hundert Jahren, die damals in zeitgenössischen Zeitungen erschienen.

Essener Allgemeine Zeitung (EAZ), Samstag, 21. Juni 1924. Gestern Abend gegen 6 Uhr brach auf dem Dachboden des Handelshofes unmittelbar neben dem östlichen Turm ein Brand aus. Das Feuer entstand am Fuße einer Dachkehle und konnte dort längere Zeit unbemerkt schwelen, sprang aber nach einiger Zeit schnell bis zum First des Dachstuhls über, die Dachräumlichkeiten stark verqualmend. Das Feuer wurde zuerst bemerkt von einem Zivilingenieur, der im fünften Geschoss einen Büroraum innehat. Dieser benachrichtigte auch die städtische Feuerwehr, die bereits nach einigen Minuten unter Leitung des Branddirektors Roeker zur Stelle war und von 2 Seiten aus außerordentlich geschickt das Feuer angriff. Nach kurzer Zeit erschien auch die Kruppsche Feuerwehr. Auch das Personal betätigte sich in hervorragendem Maße an der Eindämmung des Brandes. Gegen 8 Uhr war nach außerordentlich gefahrvoller Arbeit der Feuerwehr die Gefahr beseitigt und das Feuer vollständig gelöscht.

Noch eine Einbrecherbande zerschlagen

EAZ, Sonntag, 22. Juni 1924. Die Essener Kriminalpolizei geht den Einbrechergesellschaften seit einiger Zeit mit aller Energie zu Leibe und räumt mit den gefährlichsten Frevlern am Eigentum und der öffentlichen Sicherheit gründlich auf. Nachdem sie erst vor kurzem die Häupter einer verwegenen Einbrecherbande unschädlich gemacht hat, ist es ihr gelungen, eine zweite Einbrecherbande dingfest zu machen, die allem Anschein nach ein Bestandteil der Bande Hinrichs und Genossen gewesen ist. (...)

Wie wir hören, stehen noch weitere Verhaftungen in dieser Einbruchsaffäre bevor. Die Beamten des Essener Einbruchskommissariats sind unermüdlich an der Arbeit, um die vielen Einbruchsdiebstähle aufzuklären, die dieser Bande in Essen und den anderen Städten zur Last fallen.

Notgeld wird ungültig

EAZ, Mittwoch, 25. Juni 1924. Die Stadtverwaltung bittet uns nochmals darauf hinzuweisen, dass die Einlösefrist für das Essener.. städtische Notgeld am 25. Juni abläuft. Das noch in Händen der Bevölkerung befindliche Notgeld kann also nur noch bis heute Mittag 12 Uhr bei den städtischen Kassen zur Einlösung vorgelegt werden.

Beeren in Hülle und Fülle

EAZ, Donnerstag, 26. Juni 1924. Infolge der überaus günstigen Witterung ist der Stand aller Gemüse- und Obstsorten in diesem Jahr ein recht guter, und demzufolge sind auch die Wochenmärkte stets überaus reichlich beschickt. Vornehmlich in Beerenobst zeigen die Märkte eine Fülle, wie nie zuvor. Dutzende von Körben mit Kirschen, Erdbeeren, Johannistrauben, Stachelbeeren und so weiter werden abgeladen und finden Käufer. In Anbetracht der reichlichen Zufuhren sind auch die Preise merklich zurückgegangen. So kosteten zum Beispiel auf dem gestrigen Wochenmarkt in Rüttenscheid Kirschen 30 bis 50 Pfennig das Pfund, Erdbeeren 35 bis 80, Johannisbeeren 50, Stachelbeeren 30 bis 40 und so weiter.

Unter den Gemüsen beherrschten "Dicke Bohnen" das Feld. Spargel, dessen Glanzzeit nun bald vorbei ist, war für 70 Pfennig zu haben. Auch der Kartoffelmarkt war überreichlich beschickt, sowohl in alter als auch neuer Ernte. Der Fleisch-, Butter-, Fisch- und Eiermarkt bot das gewohnte Bild, auf allen Ständen Ware in Hülle und Fülle. Die Eier sind allerdings wieder etwas im Preise gestiegen. Sie wurden zu 7 Stück für eine Mark angeboten.

Rechts gehen auf der Kettwiger!

Mit anerkennenswertem Eifer, und man kann sagen, nicht ohne Erfolg, hat sich die Essener Verkehrspolizei in der letzten Zeit bemüht, durch Neuerungen in der Regelung des Straßenverkehrs die Verkehrssicherheit im Rahmen des Möglichen und der nun einmal gegebenen baulichen Verhältnisse zu gewährleisten. Sie hat Winkposten an den verkehrsreichsten Stellen aufgestellt und durch sonstige Maßnahmen zur Ordnung des Verkehrs an belebten Plätzen versucht, dem Verkehrswirrwarr ernsthaft zu Leibe zu gehen. Es gibt aber immer noch einige Stellen, wo im Interesse der Sicherheit und der Vermeidung von Unfällen und Verkehrshemmung durchgreifende Änderungen und Neuordnungen unbedingt notwendig sind. (...)

Ein besonderes Kapitel bildet der Fußgängerverkehr auf der Kettwiger Straße, der unbedingt einer Regelung bedarf. Jeder Fußgänger kann die Bemühungen der Verkehrspolizei um eine Besserung der hier oft unhaltbaren Zustände dadurch unterstützen, dass er sich nach der einfachen Verkehrsregel "Rechts gehen!" richtet, ohne dazu vorher von den Polizeibeamten aufgefordert worden zu sein. Wenn auch die schmalen Bürgersteige der Kettwiger Straße der glatten Abwicklung des starken Fußgängerverkehrs sehr hinderlich sind, so bedeutet es doch eine merkliche Erleichterung, wenn sie nur in einer Richtung begangen werden. Wer den Fahrweg der Kettwiger Straße als Fußweg benutzt, tut es auf eigene Gefahr. Aber selbst hier kann der Verkehr reibungsloser gestaltet werden, wenn man sich in der Gehrichtung immer möglichst rechts hält.

Quelle: Haus der Essener Geschichte / www.zeitpunkt.nrw - zusammengestellt und bearbeitet von Andreas Eickholt

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