Vor 100 Jahren: Grober Unfug! Sohn achtbarer Eltern starb

0 19.09.2024

Schlaglöcher auf den Straßen, ein verregneter August, ein Sportplatz wird eröffnet: Wie die 100 Jahre alten Nachrichten den heutigen ähneln.

Sportplatz Serlostraße wird eröffnet

EAZ, August 1924. Am Sonntag, dem 31. August, vormittags 11 Uhr werden die im neu geschaffenen Innenpark zwischen der Serlo- und Oberdorfstraße gelegenen Turn- und Spielplätze im Rahmen einer turnerischen und sportlichen Werbefeier der Öffentlichkeit übergeben. Die Anlage, die zwar verhältnismäßig klein ist, jedoch in idealer Verbindung einen Kinderspielplatz, einen Spielplatz für sportliche Spiele (Fußball, Handball, Schlagball) sowie einen Turnplatz für Geräteturnen und volkstümliche (leichtathletische) Übungen, ferner noch einen Schulgarten, der der städtischen Mittelschule Essen West zur Verfügung gestellt wird, umschließt, trägt zur Verschönerung des Stadtteiles Essen West nicht unwesentlich bei. Wenn die gärtnerischen Anlagen, deren Errichtung im Herbst bzw. im nächsten Frühjahr stattfinden soll, fertiggestellt sein werden, wird nicht nur eine Stätte für die turn- und sportliebende Jugend, sondern auch ein Erholungsaufenthalt für zahlreiche Bürger sowie für Mütter und Kinder von Essen West geschaffen sein. Der Turn- sowie der Sportplatz sind jeder für sich absperrbar, so dass bei der Austragung besonderer turnerischer oder sportlicher Wettspiele Eintrittsgeld erhoben werden kann. Bei derartigen Wettspielen wird der sonst als öffentlicher Durchgang dienende seitliche Weg vorübergehend gesperrt.

Im Zug überfallen und ausgeraubt

Essener Allgemeine Zeitung (EAZ), August/September 1924. Im Zuge überfallen und beraubt wurde am Samstagnachmittag ein junger Mann von zwei Burschen auf der Strecke Duisburg-Essen-Gelsenkirchen. Die beiden Burschen im Alter von 20-24 Jahren stiegen in den um 6.20 Uhr von Altenessen nach Gelsenkirchen fahrenden Zug, und zwar in ein Abteil 2. Klasse, in dem sich ein junger Mann befand. Kaum hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, da fielen die beiden Burschen über den jungen Mann her, schlugen ihn bis zur Besinnungslosigkeit und warfen ihn auf den Abort, nachdem sie ihn vorher ausgeraubt hatten. In Gelsenkirchen verließen die beiden Leute den Zug. Kurz darauf kam der junge Mann wieder zum Bewusstsein und konnte die Bahnhofspolizei alarmieren. Die Verletzungen sind lebensgefährlicher Art.

Der verregnete August

EAZ, August/September 1924. Das Meteorologische Observatorium in Essen schreibt: Der niederschlagsreichste Monat ist im Rheinland und Westfalen im Allgemeinen der Juli. Er besitzt die größte Niederschlagsmenge in Folge ergiebiger Gewitterregen. Etwas weniger feucht ist im Durchschnitt der August, wenngleich auch dieser Hochsommermonat ebenso häufig etwa zu 50% zu verregnen pflegt wie sein Vorgänger und hinsichtlich des Wechsels zwischen Regenschauern und Sonnenschein noch mehr Aprilwettercharakter zeigt als der April selbst. Besonders feucht war der August in den Jahren 1908, 1912, 1915, 1917, 1920 und 1924. Die entsprechenden Niederschlagsmengen betrugen 137, 163, 130, 145, 145 und bis zum 25. August 1924 nicht weniger als 182 Millimeter. Der diesjährige August ist der feuchteste seit Jahrzehnten, und zwar nicht nur im westlichen sondern auch im mittleren Deutschland, wo ein Niederschlag vielerorts wie zum Beispiel in Thüringen und Sachsen an einem einzigen Tage bis zu 150% der monatlichen Durchschnittsmenge fiel. Den trockensten August mit nur 11 mm hatten wir 1911, den Zweittrockensten 1913 mit 23 Millimeter.

Gefährliche Löcher

EAZ, August/September 1924. Manche Straßen der Stadt, namentlich die in den Außenbezirken chausseemäßig befestigten oder asphaltierten Wege, weisen bei sonst guter Beschaffenheit große Löcher auf, die in der Dunkelheit vor allem den Rad- und Motorradfahrern recht gefährlich werden können. Hier wäre eine schleunige Ausfüllung der Löcher schon mit Rücksicht auf den gewaltig gestiegenen Fahrradverkehr in unseren Straßen dringend vonnöten.

Tragische Folgen eines leichtsinnigen Scherzes

EAZ, August/September 1924. In dem Lagerraum einer Großhandelsfirma in Bergeborbeck, Haus-Berge-Straße, ereignete sich ein tragischer Unglücksfall, der den Verlust eines jungen Menschenlebens zur Folge hatte. Der Unglücksfall ist die Folge eines äußerst leichtsinnigen Scherzes, durch den ein junger Kaufmannslehrling seinen gleichaltrigen Freund getötet hat. Zu dem tragischen Vorgang wird uns folgendes mitgeteilt: Ein 19 Jahre alter Kaufmannslehrling der Firma hatte in dem Lagerraum während der Mittagspause aus Scherz in der Türklinke am Eingang zum Lagerraum einen dünnen Draht befestigt, den er mit der elektrischen Lichtleitung in Verbindung setzte. Kurze Zeit darauf, gegen 3 Uhr nachmittags, erschien nach der Mittagspause als Erster der Angestellten ein Jugendfreund und Mitangestellter des Lehrlings, um seine Arbeit in dem Lagerraum aufzunehmen. Nichts ahnend erfasste er die unter Strom gesetzt Türklinke und fiel im nächsten Augenblick mit lautem Aufschrei vom elektrischen Strom getroffen leblos zu Boden. Die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche erwiesen sich als erfolglos. Der schleunigst hinzugezogene Arzt konnte nur noch den alsbald eingetretenen Tod feststellen. Der auf so tragische Weise ums Leben gekommene junge Mann ist der einzige Sohn achtbarer Eltern.

Verunglückt auf Carolus Magnus

EAZ, August/September 1924. Gestern morgen verunglückte auf Zeche Carolus Magnus der 24-jährige Bergmann G. dadurch, dass ihm ein Stein aus dem Hangenden die linke Mittelhand zerquetschte. Er wurde ins Huyssenstift eingeliefert.

Maschinist stirbt nach Kollision mit Wettertür

EAZ, August/September 1924. Ein schwerer Unfall ereignete sich auf Schacht Heinrich der Köln-Neuessener Bergwerksgesellschaft in Altenessen. Auf der fünften Sohle hatte der Maschinist Hans Nagel aus Altenessen einen mit Kohlen beladenem Zug von etwa 40 Wagen abzufahren. Als Begleiter war ihm ein junger Arbeiter beigegeben, der kurz vor dem Passieren der Wettertür vom Zuge abzuspringen und die Wettertür dem durchfahrenden Kohlenzug zu öffnen hatte. Sei es, dass der Maschinist das Tempo des Zuges nicht in erforderlichen Maße und rechtzeitig verlangsamte oder aus irgendeinem noch nicht aufgeklärten Grunde, kurz, der Begleiter konnte die Wettertür nicht mehr rechtzeitig öffnen und der Maschinist fuhr gegen die geschlossene Wettertür. Während der Begleiter ohne Schaden davonkam, erlitt der Maschinist so schwere Verletzungen, dass er alsbald verstarb. Der Verunglückte ist ein verheiraterter Mann im Alter von 28 Jahren.

Quelle: Haus der Essener Geschichte / www.zeitpunkt.nrw - zusammengestellt und bearbeitet von Andreas Eickholt

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