Vor 100 Jahren: Zigarrenklau und Borbecker vor Gericht

0 25.01.2024

Wenn man die Zeitungen wie die „Essener Allgemeine Zeitung“ von vor 100 Jahren zur Hand nimmt, fühlte man sich gleich von Spitzbuben umzingelt. Unterröcke, Schwartemagen und Zigarren werden geplündert, Mordanschläge werden vor Gericht verhandelt. Und „eine Einbrechergesellschaft in Borbeck und Umgebung“ muss sich 1924 endlich verantworten. Ein Blick in die News von gestern, zusammengestellt von Andreas Eickholt …

Besatzer verschlimmern die Wohnungsnot

Essener Allgemeine Zeitung (EAZ), Donnerstag, 17. Januar 1924. Von der Stadtverwaltung wird uns mitgeteilt: Nachdem im Herbst vorigen Jahres der Stadtverwaltung eine Anforderung von 310 Wohnungen als Quartiere für Offiziere und Beamte zugegangen war, ist Anfang dieses Jahres eine weitere Forderung von Quartieren gestellt worden. Es werden jetzt insgesamt 980 Wohnungen angefordert, davon werden 625 für Familien und 354 für ledige Offiziere benötigt (...)
Welche Lasten der Essener Bevölkerung, die ohnehin schon unter einem unerträglichen Wohnungsmangel leidet, damit auferlegt werden, braucht nicht besonders betont zu werden. Die Stadtverwaltung aber sollte endlich aus diesen Verhältnissen die praktischen Folgerungen ziehen und nunmehr mit dem Bau von Wohnungen beginnen. Es müsste angesichts der Wohnungsnot gerade in Essen möglich sein, die Mittel aufzubringen (...)

Wem gehören die Unterröcke?

EAZ, Freitag, 18. Januar 1924. In Verwahrung der Kriminalpolizei befinden sich 2 Unterröcke, 2 Blusen, eine Damenweste und eine Sammetbluse, die sämtlich wahrscheinlich aus einem Diebstahl herrühren. Die Sachen sind im Stadtgarten auf einer Bank gefunden worden. Die unbekannten Eigentümer können sich während der Vormittagsstunden beim ersten Kriminalkommissariat in der Hedwigschule melden.
Ferner befinden sich beim zweiten Kriminalkommissariat in der Hedwigschule etwa 5000 Stück Zigarren, Marken Edelblume und Havannablüte, deren Eigentümer unbekannt sind. Auch hier scheint es sich um Diebesgut zu handeln.

Plünderer zu hohen Haftstrafen verurteilt

Am Anfang der Woche haben die beiden am hiesigen Landgericht gebildeten Strafkammern ihre Sitzungen aufgenommen. Zur Verhandlung standen ausschließlich Plünderungssachen, und zwar handelte es sich im Wesentlichen um Plünderungsüberfälle auf den Wochenmärkten in Essen und Gelsenkirchen.
In dem ersten Falle hatte sich der 27 Jahre alte Bergmann Pankratius Langer aus Stoppenberg zu verantworten. Der Angeklagte hatte sich am Vormittag des 24. Oktober an den auf den Wochenmarkt am Kopstadtplatz vorgekommen Plünderungen beteiligt und besonders die zahlreichen dunklen Existenzen, die sich an diesem Tage dort umhertrieben, zur Plünderung der Marktstände aufgereizt. Schließlich fiel die Menge auch über den Verkaufsstand des Metzgermeisters Althaus her, riss ihn nieder und plünderte ihn aus. Der Angeklagte war dabei in vorderster Reihe beteiligt. Bei seiner Festnahme wurde ihm ein Stück Schwartemagen abgenommen.
Das Gericht ließ es dahingestellt, ob sich der Angeklagte, der den Sachverhalten im Wesentlichen zugibt, als Rädelsführer bei der Plünderung beteiligt hat und verurteilt ihn wegen schweren Landfriedensbruchs zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr 6 Monaten.

Mordanschlag auf Polizisten

Essener Allgemeine Zeitung, Sonntag, 20. Januar 1924.  Am Freitag Abend ist auf 2 Beamte der blauen Polizei auf der Kronprinzenstraße ein heimtückischer Mordanschlag verübt worden. Beide Beamte sind schwer verletzt, die Täter entkamen unerkannt in der Dunkelheit.
Über die näheren Umstände, unter denen die verbrecherische Tat ausgeführt worden ist, erfahren wir folgende Einzelheiten: Es war gegen 9 Uhr abends, als die beiden Hilfspolizisten Gruber und Nagel vom Polizeirevier 1 in der Rellinghauser Straße auf einem Patrouillegang die Kronprinzenstraße passierten. Unmittelbar an der Ecke Kronprinzen- und Huttropstraße wurden plötzlich aus dem Hinterhalt aus allernächster Nähe mindestens 5 Schüsse auf die beiden Beamten abgefeuert. Die Beamten wurden getroffen und brachen schwer verletzt auf der Straße zusammen. Wenige Minuten nach dem Vorgang traf ein Kriminalbeamter, der auf einer Streife begriffen Auf der Donau die Schüsse gehört hatte, am Tatort ein. Er veranlasste schleunigst die Überführung der Verletzten in das Elisabeth-Krankenhaus (...)

Einbrecherbande aus Borbeck vor Gericht

EAZ, Dienstag, 22. Januar 1924. Im Sommer vorigen Jahres trieb eine Einbrechergesellschaft in Borbeck und Umgebung geraume Zeit hindurch ihr Unwesen. Fortgesetzt wurden nächtliche Einbruchsdiebstähle verübt, ohne dass es zunächst gelingen wollte, die Täter zu ermitteln. Die Art und Weise, wie die Diebstähle ausgeführt wurden, ließ darauf schließen, dass all diese Diebstähle auf das Konto ein und derselben Einbrecherbande zu setzen waren. In der Folgezeit konnten die Täter ermittelt und Dinge festgemacht werden. 2 von ihnen hatten sich jetzt vor der Essener Strafkammer zu verantworten.
Dem Angeklagten B. konnten 4 schwere und 2 einfache Diebstähle nachgewiesen werden. Er wurde zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Z., der mindestens an 3 Diebstählen beteiligt gewesen ist, erhielt eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren 6 Monaten. Die Mitglieder der Einbrecherbande waren auf ihren Raubzügen stets mit Waffen ausgerüstet. Der Angeklagte B. hatte bei seiner Verhaftung 2 Browningpistolen und einen Karabiner in seinem Besitz. Dem Angeklagten Z. wurde ebenfalls eine Browningpistole nebst Munition abgenommen.

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