Donnerwetter: Dän een'n sin Ule, es'n annern sin Nachtigall

Plattdeutsche Gedichte von Hermann Hagedorn - ins Hochdeutsche übertragen von Franz Josef Gründges

0 17.10.2021

Donnerwäe

Donnerwetter

Nä, nä, wat hä me'n Lass met dät Wäe on so!

Nein, nein, was haben wir doch Last mit dem Wetter und so fort!

Et reg'nt mi richtig op'n Dass. Wi stoh'k nu do?

Es regnet mir richtig auf den Kopp. Wie steh‘ ich nur da?

On dä Vüegelkes, dä säuten, wat send dä de beduren.

Und die Vögelchen, die süßen, was sind die zu bedauern.

Tüschen dii Schuren müt sö fläuten.

Zwischen den Schauern müssen sie flöten.

On gau en'e Heestern flitschen.

Und schnell in die Buchen fitschen.

So onner alle Sau es't am Pleestern.

So unter aller Sau ist es am Plästern

On am gitschen.

Und am Pladdern.

So gong di dät 'n ganze Tied. 't Wäe woll on woll nech wären

So ging das eine ganze Zeit. Das Wetter wollte und wollte nicht besser werden

Endlich, endlich wo't so wiet, et begonnt sick opteklören.

Endlich, endlich war es so weit, es begann sich aufzuklären.

Dä Sonne kom Uu'e Wolken gebossen, väflix, sö leit sick dän Krom wat kossen.

Die Sonne kam aus den Wolken gekrochen, verflixt, sie lässt sich den Kram was kosten.

Na, hesse noch Wöre, du Ossen?

Na, hast du noch Worte, Du Ochse?

Wosse noch schempen?

Willst Du noch schimpfen?

Sö bronnt op'e Äre, dat't rappeln on dämpen.

Sie brannte auf die Erde, dass es rappelte und dampfte.

Dät wo en Dengen! Wat sa'k noch seggen?

Das war ein Ding! Was soll ich noch sagen?

Ut Hüser on Heggen begonnt et de sengen.

Aus Häusern und Hecken begann es zu singen.

Ok min Hatte, dän Donner, flödden ganz frech,

Auch mein Herz, kaum zu glauben, flötete ganz frech,

Ät däut't met onner, wat ick enk segg.

Das tut es mitunter . – Kann ich euch sagen.

Awer dä Bläumkes, dä stonnen stue met alle Beenkes en'e Becken,

Aber die Blumen, die standen stur mit allen Beinen in den Bächen,

On doröm kecken sö ok so sue.

Und darum guckten sie auch so sauer.

Wat süs noch all? Ick holl dä Mule.

Was sonst noch war? Ich halte den Mund.

Dän een'n sin Ule, es'n annern sin Nachtigall.

Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall.

Wieder ein schönes Gedicht über die Natur: 1949 druckten die Borbecker Nachrichten das "Donnerwetter" von Hermann Hagedorn zum ersten Mal auf der Titelseite ab. Wenige Jahre später erschien es in dem Gedichtband "Fläutepiepen".

Die plattdeutschen Gedichte des Dellwiger Heimatdichters Hermann Hagedorn (Bild rechts) hat Franz Josef Gründges ausgewählt und ins Hochdeutsche übertragen.

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