Keine Kunst auf dem Alten Markt – Part II

0 14.12.2020

BORBECK. Kühlschrank und Herd auf dem Alten Markt stehen weiter wie eine Eins. Gut - man könnte sicher ein paar grüne Zweige dranmalen, vielleicht noch ein paar Kugeln drankleben, ein paar Geschenkkisten dranhängen. Als Tarnung für die kommenden Tage. Aber vielleicht ist dann es eben doch die Zerstörung eines wertvollen Kunstwerks. Und dafür gibt´s dann Kasalla mit dem Amt. Das will natürlich niemand riskieren – das ist ja auch nur zu verständlich.

Seitdem in der Nacht zum 29. November eine ganze Einrichtung auf diesen zentralen Borbecker Platz gestellt worden war, ist es eigenartig still geworden um dieses provokante Monument der häuslichen Eigenversorgung. Regen plätschert auf seine stählernen Wangen, der Wind zerrt am Gehäuse. Wacker stemmt er sich weiter gegen die Unbilden der Natur. Doch achtlos passieren Passanten, kaum noch jemand schaut hin. Wie es leider oft bei Kunst ist: Man gewöhnt sich dran. Sie steht halt da. Mag aber ja durchaus sein, dass sie in diesem Fall auch irgendeine bislang übersehene und hochaktuelle Botschaft hat. Ist es in diesem Fall ein warnender Hinweis zur baldmöglichen Versorgung mit Grundnahrungsmitteln zum Fest? Eine dramatische künstlerische Verdichtung der besonderen Umstände in diesem Jahr?

Und – vorausgesetzt, dass dem bis heute unbekannten Meister sicher klar gewesen ist, dass ein Kühlschrank nicht nur aus gefalztem Blech und einigem Plastik besteht: Liegt darin eventuell die nur allzu ernst zu nehmende dringende Botschaft: „Wanderer, kommst Du an mir vorbei: Denk bitte an die verheerende Wirkung der in mit verwendeten und verbotenen Kühlmittel?“ Natürlich sind Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) aus gutem Grund inzwischen verboten. Und vielleicht fasst ihn deshalb auch keiner an. Jedenfalls stand er am Sonntag, 13. Dezember, (Foto oben) immer noch da. Traulich vereint mit dem kläglichen Rest des Ofens, ein sinniges Symbol für „Kalt“ und Heiß“, für das Auf und Ab, das Jing und Jang des Lebens. Für Gut und Böse, für irgendwas halt. Und beide werden weiter jeden Sonntag fotografiert. Weil sie dann immer besonders malerisch wirken.

Allerdings: Das empfindet offensichtlich nicht nur unser aufmerksamer Leser Georg Paaßen ganz anders. Am 6. Dezember hatte er sich mit einem Schreiben an die Pico-Bello-Hotline der Stadt Essen gewandt und schriftlich auf Sperrmüllhaufen vor dem Haus Borbecker Platz 3 und neben dem Haus Weidkamp 8 hingewiesen: „Neben Weidkamp 8 ist, wie immer wieder in den letzten Jahren, inzwischen Hausmüll dazu gestellt worden. Vom Müll auf dem Borbecker Platz ist noch der Riesenkühlschrank und eine Mikrowelle übrig geblieben. Einige metallene Kleinteile wurden abgeräumt." Seine Meinung auf den Punkt: „Es sind heute noch 10 Tage bis Heiligabend. Es wäre wirklich schön, wenn die Menschen auf dem Weg zum Weihnachtsgottesdienst nicht durch Haus- und Sperrmüll eingestimmt werden müssten.“ Bislang hat er übrigens noch nichts gehört.

Vielleicht ist es eben ja doch Kunst. Schließlich waren dort ja bereits wohl Kunstsachverständige tätig, die den ganze restlichen Platz-Deko-Kram abgeräumt und ausgerechnet diese beiden Teile stehengelassen haben. Wenn es sich also um einen Akt der Stadtteilverschönerung handeln sollte: Das würden aber alle gerne langsam mal wissen.

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