Wolfsbank: Fast 450 Jahre Bergbaugeschichte

0 02.06.2024

BORBECK. Zeche Wolfsbank – das war die „Zeche im Dorf“. Unübersehbar lag sie einst mit den Schächten Wolfsbank II/III auf der Grenze Borbeck/Bochold – daran erinnert noch heute die Straßen „Wolfsbankring“ und Wolfsbankstraße. Doch ihre Wurzeln liegen bekanntlich ganz woanders: Sie kam sozusagen vom Berg herunter. Abertausende Bergleute gruben sich 130 Jahre lang von Schönebeck östlich des Schlossparks immer tiefer und in alle Richtungen durch die nach Norden führende Flöze. Die wachsende und eng mit dem Lebens Borbecks verbundene Zeche mit der späteren Kokerei war großer Arbeitgeber, versorgte die Industrie mit bester Kohle und die Stadt Essen mit Leuchtgas. Zwar wird sie den Stadtteil mit dem von Zechen umzingelten Schlosspark insgesamt eine Menge Meter tiefergelegt haben, doch als die Förderung eingestellt wurde, endete eine Ära: „Ohne Bergbau wäre Borbeck nichts geworden. Das sollten wir nicht vergessen“, schrieben die Borbecker Nachrichten am 11. November 1966.

Tiefbergbau begann in Borbeck

Dass die Wiege des Tiefbergbaus in Borbeck liegt, ist bekannt. Mit allen Schwierigkeiten, die das mit sich brachte. Denn wer immer tiefer gräbt, hat irgendwann ein großes Problem: Das Wasser aus den umliegenden Erdschichten läuft in den Schacht. Und je tiefer man „abteuft“, desto mehr Wasser ist zu pumpen. Diese Erfahrung machte Franz Haniel im berühmten Schacht Franz in Schönebeck, der auf über 100 Metern Tiefe Ende März 1834 – vor 190 Jahren - erstmals durch die Mergelschicht ging. In der Gaststätte Kaldenhoff an der Aktienstraße soll nach dem Erfolg des Kohlefunds durch Bergmann Stoetzel ausgiebig gefeiert worden sein. Der erfolgreiche Unternehmer Haniel half sich mit einer bahnbrechenden Erfindung: Um an die Fettkohleflöze zu kommen und gleichzeitig die Wasserhaltung in den Griff zu kriegen, holte er eine damals topmoderne Dampfmaschine aus England. Und weil es doch nicht so gut funktionierte, teufte er Schacht Kronprinz ab, der unter seiner Regie immerhin bis 1842 lief.

Bergbau auf Wolfsbank seit 450 Jahren

In unmittelbarer Nachbarschaft war man über Jahrzehnte lang wenig erfolgreich gewesen: Wassereinbrüche und andere technische Schwierigkeiten machten die Kohleförderung zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit. So an der Zeche Wolfsbank, wo man schon seit 1575 nordöstlich vom Hof Wollf östlich des Herbrügger Mühlenbaches an der Heißener Straße eine Stollenzeche betrieb - daher auch der Name. 1758 erteilte die Essensche Lehn- und Behandigungskammer den Interessenten Pallerberg, Pothmann und Wolf einen Mutschein, der sie zum Bergbau berechtigte.

Doch 1774, vor genau 250 Jahren, ließ die Essener Fürstäbtissin Franziska Christine von den Kanzeln verkünden, dass sie alle Arbeiten am gefährlichen und nur wenig Ertrag bringenden Stollen der Gewerkschaft Wolfsbank unter Strafe stellen werde. Die für lange Zeit ruhende Zeche ging erst 1838 mit der Niederbringung von Schacht I zum Tiefbau über, dann aber mit Erfolg: Vor 180 Jahren, 1844 begann am heutigen Pollerbecks Brink die Förderung. Unter den Anteilseignern war auch der Borbecker Pfarrer Joseph Legrand von St. Dionysius.

Die Zeche geht in den Norden

In der Geschichte, die Franz Josef Gründges zur Entwicklung der Zeche Wolfsbank zusammentrug, ist nachzulesen, wie es weiterging: Denn 1846 vereinigte man die nordöstlich gelegenen Grubenfelder „Große Vorsicht“ und „Ausdauer“ zum einheitlichen Grubenfeld Wolfsbank. Bei Schulte Herbrüggen erhielt dieser erste Schacht, von dem man sich nun unter Tage Richtung Norden Richtung Bochold wühlte, einen Bahnanschluss an die Rheinische Eisenbahn. Ab 1850 wurden an der Bocholder Straße / Wolfsbankring die Abteufarbeiten für einen zweiten Schacht betrieben. Ab 1852 war dieser Schacht der Zeche, die im April 1851 146 Arbeiter beschäftigte, auch mit einer Dampfmaschine ausgestattet.

Ende nach über 400 Jahren

Auf Wolfsbank II/III begann 1875 die Kokserzeugung und nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 1889 der Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm“ die Zeche. Wolfsbank I hatte 1893 als Wetterschacht ausgedient und wurde zugeschüttet. Der über 400 Jahre zuvor in Schönebeck begonnene Bergbau hatte Borbeck/Bochold erreicht, die Zeche war im Dorf angekommen und prägte das Stadtbild.

Doch vor fast 60 Jahren war Schluss mit Ruß und Staub, Lärm und Abwässern: Als Zeche Wolfsbank am 1. Januar 1966 mit 1260 Arbeitern stillgelegt wurde – die Kokerei folgte im September des Jahres - begann der große Abriss. Wo der wirkliche Ruhrbergbau einst erst begann, kam auch zuerst wieder der Deckel drauf. Seit 1996 erinnern zwei Gedenksteine des Katholischen Knappenvereins Essen-Borbeck 1861 und des Kulturhistorischen Vereins Borbeck e.V. an die lange Bergbaugeschichte: Für Wolfsbank I zwischen Herbrüggenstraße und Heidbusch und am Wolfsbankring für Wolfsbank II/III. Die über das alte Kohlerevier führende Wüstenhöfer Straße trägt den Namen des langjährigen Bergwerksdirektors Franz Jakob Carl Wüstenhöfer (1859-1927), von 1898 bis 1913 Direktor und ab 1913 Generaldirektor der AG Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm“ in Borbeck, zu dem die Schachtanlagen Neu-Cöln, Christian Levin, Neuwesel und Wolfsbank gehörten (Bild oben).

CB

Mehr:
Franz Josef Gründges: Zeche Wolfsbank, in: Borbeck-Lexikon

Kulturhistorischer Verein Borbeck e.V., Bergbau in Borbeck, Ausstellung vom 24.11.2019-5.1.2020
Ruhrkohlenrevier.de: Der frühe Bergbau an der Ruhr, Zeche Wolfsbank
Chronik Bürger-Schützen-Verein Essen-Schönebeck 1837 e.V.
Historischer Verein für Stift und Stadt Essen, Zeche „Wolfsbank, Alter Schacht 1, Schacht Wolfsbank 1"

 

Karte der Bürgermeisterei Borbeck 1887

Die Borbecker Bergbaureviere: Zeichnung von Hermann Dübbert (+) / Katholischer Kanppenverein Borbeck 1861, im Eingang zum Dionysiushaus am Dionysiuskirchplatz

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