„Wort zum Sonntag“ zum Anschlag in Hanau

Demonstration in Altendorf

0 20.02.2020

Der Essener Pfarrer Gereon Alter wird sich am Samstag in der ARD tagesaktuell zum Anschlag in Hanau äußern, bei dem der mutmaßliche Täter in der Nacht zum 20. Februar zehn Menschen ermordet hat. Zahlreiche weitere Opfer wurden teils schwer verletzt. Pfarrer Alter, der seit 2010 als Sprecher dem Wort-zum-Sonntag-Team angehört, wollte „ursprünglich über den Karneval sprechen und über die Freude, die Gott an einem lebendigen Menschen hat“, heißt es in einer Mitteilung des Bistums Essen. Nun werde es um das Leid der Opfer, um die Trauer und Wut, gegebenenfalls auch um die Konsequenzen gehen, die ein solche grausamer Anschlag haben müsse. Der Beitrag wird am Samstagabend nach den Tagesthemen im Ersten zu sehen sein, voraussichtlich um 23.35 Uhr, und vorab bereits ab 18.00 Uhr unter www.daserste.de/wort.

„Rassismus ist ein Gift“

Es scheint inzwischen sicher, dass die Tat aus rechtsextremistischen und rassistischen Motiven begangen wurde: Videos und ein 24-seitiger Brief mit kruden Verschwörungstheorien weisen darauf hin, auch wenn die Ermittlungen zu den Hintergründen erst aufgenommen sind. Zahlreiche Stellungnahmen hatten das Verbrechen und den Tod Unschuldiger seit dem Morgen verurteilt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich schockiert: „Ich stehe an der Seite aller Menschen, die durch rassistischen Hass bedroht werden. Sie sind nicht allein. Ich bin überzeugt: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland verurteilt diese Tat und jede Form von Rassismus, Hass und Gewalt. Wir werden nicht nachlassen, für das friedliche Miteinander in unserem Land einzustehen.“ Er reist im Tagesverlauf nach Hanau und wird dort um 18 Uhr an einer Mahnwache teilnehmen.

Der Anschlag von Hanau sei Resultat eines „vergifteten gesellschaftlichen Klimas“, erklärte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Solche „Wahnsinnstaten geschehen nicht im luftleeren Raum“, sagte er, sie „wachsen in einem vergifteten gesellschaftlichen Klima, in dem auf übelste Weise Fremdenfeindlichkeit und abwegigste Verschwörungstheorien geschürt werden, bis Minderheiten als Bedrohung empfunden werden und Diskriminierung in zügellosen Hass umkippt“. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte am Mittag: „Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Dieses Gift existiert in unserer Gesellschaft und es ist schuld an schon viel zu vielen Verbrechen. Von den Untaten des NSU über den Mord an Walter Lübcke bis zu den Morden von Halle.“

Trauerflor und Mahnwachen

Die tödliche Gewalttat überschattet den Tag: Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg tragen heute in der Europa-League Trauerflor. Zum Beginn des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht wurden an mehreren Orten Veranstaltungen abgesagt oder mit einer Zeit des Innehaltens begonnen.

Das Bündnis „Essen stellt sich quer“ hat für heute Abend zu einer Eilversammlung aufgerufen: Unter dem Motto „Es reicht: Rechten Terror beenden!“ beginnt um 19 Uhr eine Kundgebung an der Altendorfer Straße / Ecke Markscheidestraße (ehemaliges ARAL-Gelände), anschließend führt bis ca. 22 Uhr ein Demonstrationszug durch Altendorf. Der Zusammenschluss vieler politischer Organisationen und Gruppen – unter ihnen SPD, DGB, AWO, Grüne, Linke, DKP und SDAJ - verweist in seinem Aufruf auf fremdenfeindliche Taten weltweit, aber auch auf rechtsradikale Netzwerke in Deutschland. Mehr: https://essq.de

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